Filmentstehung

Kennenlernen und Entschluss

Wir lernten uns zwischen 2015 und 2019 bei unterschiedlichen Seminaren und Jugendveranstaltungen zur Anthroposophie kennen. Im Frühsommer 2019 unterhielten wir uns bei einer Tagung viel über Merits Filmstudium und ihren Fokus auf Dokumentarfilme. Kurz danach besuchten manche von uns ein Seminar mit Sylvain Coiplet und Daniel Hafner zur Sozialen Dreigliederung. Dort wurde uns schnell klar, wie anspruchsvoll dieses Thema doch ist und dass eine leicht zugängliche Einführung wünschenswert wäre. So kam auch zum ersten Mal die Idee auf, einen Film darüber zu drehen.

Entstehung des Filmkonzeptes

Zwischen November 2019 und Februar 2020 trafen wir uns drei mal, um erste Ideen für den Film zu entwickeln. Zunächst am Bodensee, dann über Neujahr in Berlin zu einem kleinen Privatseminar mit Sylvain Coiplet, und schließlich in Wuppertal, wo wir ein erstes Konzept zum Aufbau des Films entwarfen. Im weiteren Verlauf des Jahres überarbeiteten wir diesen noch mehrfach, bis wir im Spätsommer mit den ersten Interviews begannen.

Interviewdrehs

Wir führten die ersten Interviews im Sommer 2020, allerdings mussten wir alle bis auf eines wegen technischen Mängeln später noch einmal wiederholen. Die meisten Interviews fanden dann im Frühsommer 2021 statt und im März 2022 waren wir mit dem Interviewen fertig. Wir bereisten für die Interviews Berlin, Hamburg, Nürnberg, Biberach, Dortmund und einige Orte im Umkreis von Fulda und durften so viele bereichernde Gespräche mit interessanten Menschen führen.

Projektbesuche

Das Finden von Projekten, die die Soziale Dreigliederung berücksichtigen und sichtbar genug sind, um gefilmt werden zu können, war eine kleine Herausforderung. Daher haben wir bei Purpose, dem BildungsBrief und der Arbeitszeitumfrage vor allem auf Interviews zurückgegriffen. Für das Wirtschaftsleben durften wir jedoch auf dem Kattendorfer Hof und bei der Kaffee-Entladung des Segelschiffs Avontuur filmen. Wir hatten im Frühjahr 2021 zwei Tage, um auf dem Kattendorfer Hof einige Menschen bei der Arbeit zu begleiten und die Tiere zu bestaunen. Auch durften wir beim Käsemachen und in den Reiferäumen zuschauen und filmen. Wenige Wochen später kam die Avontuur, das Segelschiff, das den Kaffee von Teikei transportiert, in Hamburg an. Dort konnten wir vielen freiwilligen Helfer*innen bei der Entladung zuschauen, mit ihnen sprechen und viele schöne Aufnahmen machen.

Arbeitszeit-Umfrage

Die eigentliche Arbeitszeit-Umfrage läuft schon seit einigen Jahren und kann nach wie vor ausgefüllt werden  Aber wir wollten im Film nicht einfach ihre Ergebnisse auswerten, sondern Menschen zu Wort kommen lassen, die sie ausfüllen. Also gingen wir im September 2021 mit Mikrofon und Kamera in die Freiburger Fußgängerzone. Zunächst waren einige Menschen verhalten, aber wir waren dann doch überrascht, wie viele Menschen mit verschiedensten Berufserfahrungen bereit waren, uns ihre Gedanken zu demokratischen Arbeitsschutzgesetzen mitzuteilen.

Studiodreh des Bunten Raumes

Für den szenischen Rahmen und die Überleitungen zwischen den Vertiefungsthemen wollten wir mit einer Mischung aus grafischer Darstellung und realem Schauspiel arbeiten. Die grafische Referenz waren Tafelzeichnungen. Wir brauchten also eine Möglichkeit, auf dunklem Grund aus großer Höhe von oben Filmen zu können. Nach einigem hin und her entschlossen wir uns in Teningen, in der Nähe von Freiburg ein Filmstudio für wenige Tage zu mieten. Zuvor radelten wir viel durch Freiburg und sammelten alle möglichen Gegenstände in den Farben Gelb, Rot und Grün, die als Requisiten taugen konnten. Dann ging es in die Bauphase. Wir wollten die Grundrisse von den drei Räumen so groß auf den Boden „bauen“, dass darinnen tatsächlich Menschen herumgehen konnten. Das realisierten wir schließlich mit dünnen angemalten Holzlatten und Ralf Boje werkelte uns drei wunderbare Papptüren, die an einem Lampenständer angebracht, frei im Raum auf- und zuschwingen konnten. Die einzelnen Räume mussten allerdings jeweils für ihre Einzelszenen viele Menschen beherbergen können und für die große Schlussszene, in der alle drei Räume zu sehen sind, gleichzeitig ins Bild passen. Sie mussten also in der Größe veränderbar sein und trotzdem wiedererkennbar. Dazu gab es viele Überlegungen und ein großes Aufatmen, als sie am Ende bei der Drehung der Räume doch zusammenpassten. 

So ein großer Dreh braucht viele Menschen, sowohl vor als auch hinter der Kamera, sowie in der Organisation und Verpflegung. 
Wir sind sehr dankbar für alle, die diesen Dreh mit uns gestemmt, mitgestaltet und an allen Ecken und Enden geholfen und unterstützt haben. Ohne Euch wäre der Studio-Dreh so nicht möglich gewesen.

Hier geht es zum Drehbericht: ZUSAMMENSPIEL Bericht Studiodreh

Schnitt

Im November 2021 hatten wir unsere erste Schnittwoche. Wir trafen uns dafür an der Nordsee und begannen, die weit über 50 Stunden Filmmaterial zu sortieren. Laurin richtete uns dafür eine Cloud ein, über die wir alle gemeinsam an einem Projekt schneiden und Material markieren konnten. Mit der Markierungsarbeit hatten wir schon im Oktober begonnen, aber trotzdem nahm diese Arbeit noch einen großen Teil der Woche in Anspruch. Am Ende hatten wir jedoch einen ersten Schnitt vom Wirtschaftsleben und Geistesleben und einige Entwürfe von den Szenen im dunklen Raum. Von da an schnitten wir getrennt von verschiedenen Orten aus und trafen uns erst im September 2022 noch zweimal für eine knappe Woche, um das bis dahin Geschnittene zusammenzubringen. Wir konnten nun auch beginnen, einen Erzähltext zu formulieren und erste Testaufnahmen machen. In den folgenden Monaten machten wir letzte Nachdrehs, nahmen Musik auf und immer wieder neue Variationen des Erzähltextes. Schließlich folgte im Januar 2023 eine letzte intensive Schnittphase, bei der wir versuchten, alles zusammenzubringen. Darauf folgten dann noch Farb- und Tonkorrekturen, bis Anfang Februar dann die Premiere des Films in Freiburg stattfinden konnte.

IMG_20211129_161210

Premiere

Der große Saal des Freiburger Steiner-Hauses war bis auf den letzten Stuhl gefüllt und wir voller Erwartung, den Film nun nach dreijähriger Arbeit der Öffentlichkeit zu übergeben. Mit vereinten Kräften wurde bis zuletzt auf diesen Moment hingearbeitet, während sich gleichzeitig der Saal in ein Kino verwandelte. Nach feierlichen Eröffnungsworten startete der Film … und musste nach wenigen Minuten wieder gestoppt werden, da aus den Lautsprechern ein unerträgliches Störgeräusch dröhnte. Nach 40 Minuten geduldigen Wartens, in denen kein Mensch den Raum verließ, war der technische Fehler behoben und die Premiere konnte beginnen. 

Mit dem Film auf Tour

Schon durch die Dreharbeiten sind wir mit vielen interessanten Menschen in Kontakt gekommen, aber auf der Tournee konnten wir dann im vollen Maße die Vielfalt der Leute kennenlernen, die sich für die Soziale Dreigliederung interessieren. Die unterschiedlichsten Menschen aus allen Ecken von Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten uns eingeladen, mit dem Film zu ihnen zu reisen.

Ein alter Schreiner und seine Nachbarin, die in seiner alten Werkstatt seit einigen Jahren keimhafte Kulturarbeit ermöglichen. Ein Rentner aus Graz, der uns bei einer sehr gastfreundlichen ehemaligen Waldorflehrerin unterbrachte. Eine junge Frau, die über work and travel in die Arbeits- und Lebensgemeinschaft Sammatz kam und dort die Anthroposophie kennen lernte. Oder ein Berliner der Kreuzberger Sozialunternehmer-Szene.

Besonders schön waren die Aufführungen, für die uns Leute einluden, die nicht nur selber gerne den Film sehen wollten, sondern denen es auch ein eigenes Anliegen war, möglichst vielen anderen Menschen das Dazustoßen und ein Kennenlernen der Dreigliederung zu ermöglichen. Denn sehr viel hängt an den Leuten vor Ort. Wir waren darauf angewiesen, dass mit Elan die Werbetrommel gerührt, die Technik bereitgestellt und ein guter Raum gefunden wurde und freuten uns, wenn wir darüber hinaus auch noch irgendwo beherbergt werden konnten.

Bemerkenswert war bei allen Filmvorführungen, dass sich nicht nur die üblichen, meist männlichen und grauhaarigen Gestalten zeigten, sondern wir ein sehr buntes und durchmischtes Publikum hatten. In Graz waren sogar bei der Abendaufführung auch Schüler der dortigen Oberstufen gekommen und in Witten, Alfter und Rostock konnten wir den Film einem überwiegend studentischen Publikum zeigen. Besonders diese Vielfalt ermöglichte einen lebendigen und fruchtbaren Austausch in den Gesprächsrunden nach dem Film und das unterschiedliche, stets gutmütige und meist sogar positive Feedback gibt uns nun den Mut, den Film uneingeschränkt der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen.

Orte der bisherigen Filmvorführungen

04.02.  Rudolf Steiner Haus Freiburg (Premiere)

05.02.  Freie Waldorfschule Aesch Schweiz

06.02.  Kommunales Kino Freiburg

14.02.  Freie Waldorfschule Berlin Kreuzberg (Schülervorführung)

14.02.  Freie Waldorfschule Berlin Kreuzberg

16.02.  Rudolf Steiner Haus Nürnberg

17.02.  Freie Waldorfschule Lübeck

02.03.  Hugoldsdorf

09.03.  Arbeits- und Lebensgemeinschaft Sammatz

14.03.  Karl Schubert Schule Graz Österreich

15.03.  Freie Waldorfschu-le Graz Österreich (Schülervorführung)

15.03.  Freie Waldorfschu-le Graz Österreich (Abendvorführung)

18.03.  Freie Waldorfschule Gröbenzell

18.03.  Zukunftswerkstatt Dietramszell

19.03.  Wohnheimsiedlung Massmannplatz e.V. München

22.03.  Lorenz Oken Institut, Herrischried (Schwarzwald)

30.03   Freie Waldorfschule Wiehre, Freiburg

01.04.  Christengemeinschaft Jena

03.04.  bUm (Sozialunternehmer-Workspace), Berlin Kreuzberg

19.04.  Rudolf Steiner Haus Stuttgart

22.04.  Netzwerktreffen Soziale Dreigliederung, Bad Boll

24.04.  Freie Waldorfschule Schwäbisch Hall (Schülervorführung)

24.04.  Bund der Freien Waldorfschulen, Stuttgart

25.04.  Institut für Waldorfpädagogik Witten-Annen

26.04.  Hochschule für Musik und Theater Rostock

12.05.  Christengemeinschaft Lübeck

13.05.  Rudolf Steiner Haus Hamburg

13.05. Wohnzimmer Alfter

14.05.  Christengemeinschaft Dortmund

15.05.  Schloss Hamborn Borchen